Projekt „Neu und Alt" in Hannover 03./04.02.2017
Das Projekt startete am 03.02.2017 mit dem Vortragstitel: „Welche Chancen, Risiken und Perspektiven eröffnet die Migrationswelle in Deutschland und insbesondere in Hannover?“
Ziel des Vortrags war die Gewinnung von Informationen über das Potential und die Defizite von Flüchtlingen aus der Elfenbeinküste und dem daraus resultierenden Einfluss auf die Integration und den Arbeitsmarkt in Deutschland, insbesondere in Hannover.
Der Referent, Herr Sigmar Walbrecht, Mitarbeiter beim Flüchtlingsrat Niedersachsen, hat in einem Vortrag von ca. zwei Stunden eine Überblick über die Flüchtlingssituation in Deutschland gegeben. Angefangen mit der gesamten Anzahl von Flüchtlingen aus Länder wie Syrien, Afghanistan, Irak, Elfenbeinküste, Kosovo und Nordafrika, wurde mitgeteilt, wer eigentlich in Deutschland ein Asylantrag stellen darf - diejenigen, die einen regelrechten Schutz vom Bundesamt bisher erhalten haben.
Darauffolgend wurde auf das Asylverfahren eingegangen und welche Form von Asyl in Deutschland anerkannt wird. Anschließend wurde erklärt, was eine Antragsablehnung und eine Möglichkeit des Verbleibs für den Antragsteller mit effektiven Integrationsmaßnahmen für Auswirkungen haben kann.
Im Gegenteil zu den Flüchtlingen aus Syrien, die Schutz in Deutschland bekommen, erhalten ivorische Flüchtlinge kaum Anerkennung beim Asylantrag. Laut Herr Walbrecht haben 1.500 Ivorer in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt , wovon 1.250 in Niedersachsen registriert sind. Von 425 Entscheidungen des Bundesamts haben 20 Personen eine Anerkennung des Antrages erhalten. Der Rest wurde gebeten das Land zu verlassen oder besitzt eine Duldung. Der Verbleib in Deutschland verlangt eine effiziente Integration.
Laut Experten wird der Bedarf an qualifiziertem Personal, aufgrund der Bevölkerungsalterung im Jahr 2030 sehr groß sein. Dies erweist sich als Chance für Flüchtlinge, die eine Ablehnung des Antrages erhalten haben. Hier müssen sie dafür bereit sein eine Ausbildung in bestimmten Bereichen zu machen; konkrete Bereiche können bei der Agentur für Arbeit gesucht werden. Herr Walbrecht hat dabei einen Überblick über das Bildungsniveau von Flüchtlingen dargestellt. Von 4500 Befragten AsylberwerberInnen haben: 9% keine Schule besucht, 10% nur Grundschule, 31% Mittelschule, 55% haben 10 oder mehr Jahre eine Schule besucht und 26% sind ohne Schulabschluss (Quelle: IAB, Kurzbericht 24/2016).
Die Teilnehmer haben aktiv am Vortrag teilgenommen. Fragen konnten zwischendurch gestellt und beantwortet werden. Ihre Reaktionen zeigten, dass sie Interesse am Vortrag hatten und sehr davon angetan waren, weil sie in der Hinsicht mitfühlen und auch teils selbst in der Situation stecken. Außerdem wurde der Wunsch geäußert weitere Veranstaltung solcher Art zu organisieren. Herr Wahlrecht hatte sich für das große Interesse der Teilnehmer bedankt und hat sich sogar dazu bereit erklärt wiederzukommen.
Festzustellen ist, dass eine gelungene Integration mit einem guten Bildungsniveau und einer Ausbildung verbunden ist. Am zweiten Veranstaltungstag wurde über den Stand der Bildung in der Elfenbeinküste diskutiert. Zwei Vorträge von drei geplanten haben stattgefunden. Die Vortrags-/Diskussionsthemen waren:
Zweck der Vorträge war Einblicke in das allgemeine Bildungssystem der Elfenbeinküste zu geben. Darüber hinaus wollten wir mit den Teilnehmern Entwicklungsperspektiven für das Bildungssystem erarbeiten. Zudem sollten die Vorträge dazu dienen die Auswirkungen der Bildungssituation auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland und in der Elfenbeinküste aufzeigen.
Hierzu wurden Informationen über die Demographie des Landes, die Anzahl von Lehrern, Schulen, Gymnasien, Universitäten, Hochschulen und über andere Schulungsmöglichkeiten gegeben. Frau Maas präsentierte die Struktur der Grundschulen bis hin zu derer von Universitäten. Dabei wurden Bilder von Klassenräumen, Kindern in typischen Schuluniformen und von Universitäten gezeigt. Hiermit hat die Referentin den Unterschied mit dem deutschen Bildungssystem, das zahlreiche Möglichkeiten anzubieten hat, beschrieben. Im Gegenteil zu der Elfenbeinküste, gibt es in Deutschland mehr Bildungsmöglichkeiten wie Umschulungen, Fortbildungen und Ausbildungen in verschiedenen Bereichen. In der Elfenbeinküste hat man leider sehr wenige Ausweichmöglichkeiten. Es gibt überwiegend den Weg von der Grundschule über das Gymnasium bis ins Studium. In der Elfenbeinküste ist ein großer Teil der Bevölkerung analphabetisch. Dies hat die Regierung in 2013 dazu veranlasst eine Schulpflicht einzuführen. Jedoch ist trotz der Unterstützung seitens der Regierung, die Schulpflicht nicht vollständig umgesetzt, da die finanzielle Hilfe für die sozial schwachen Familien nicht ausreichend ist. Auf die Frage, was machen Kinder aus solchen Familien machen, wenn sie nicht in die Schule gehen wurde folgende Antwort gegeben: Die Kinder gehen auf die Straße und versuchen durch kleine Tätigkeit wie Schuhe putzen Geld zu verdienen und sich selber deren Essen zu besorgen. Einige davon arbeiten sogar auf Plantagen für ihre Eltern.
Für Ignace Ahyé hat die französische Kolonisation dazu beigetragen, dass das französische Schulsystem in der Elfenbeinküste eingesetzt wurde. Seiner Ansicht nach gibt es immer mehr junge Leute (ca 30.000 Studenten) die einen akademischen Grad erlangen. Diese Leute haben allerdings Probleme Arbeit zu finden. Zum einen weil es wenige Arbeitsplätze gibt und zum anderen weil die Bildungsqualität nicht stark genug ist. Es gibt noch zu wenige Bibliotheken, mangelhafte Infrastrukturen für die Forschungsarbeit sowie mangelnde Materialien für Laborarbeit. Die Privatschulen, die vorhanden sind, sind leider für einen großen Teil der Bevölkerung einfach nicht finanzierbar.
Die Vorträge haben intensive Debatten unter den Teilnehmern ausgelöst und haben dazu geführt, dass folgende Entwicklungsperspektive erarbeitet worden sind:
Zwischen den Vorträgen wurden zwei Theaterstücke vorgestellt. Es wurde aus der Perspektive von zwei jungen Ausreisenden gezeigt, wie es ist das eigene Heimatland zu verlassen und ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Die Suche nach einer besseren Zukunft und eines sicheren Arbeitsplatzes, haben jungen Leute den Mut gegeben eine lebensbedrohliche Reise über Libyen, Italien bis nach Deutschland zu unternehmen. Es wird dargestellt, was die Ausreise für Hoffnung bringt, aber auch eine große Herausforderung darstellt. Sie sind dazu gezwungen sich mit neuen Gesetzen zu befassen und eine neue Sprache zu lernen. Sie müssen auch neue Bildungswege suchen, was auch demoralisierend sein kann. Es ist den Schauspielern gelungen diese ernste Thematik mit Humor und Freude zu vermitteln.
Die Kombination von Vorträgen und einem Theaterstück war eine positive Erfahrung, die wir bei weiteren Veranstaltungen auch zukünftig umsetzen werden.
Auch die weitere kulturelle Veranstaltung am Abend ist sehr gut gelungen, da zahlreiche Teilnehmer gekommen sind. Die Gelegenheit wurde auch dazu genutzt das Projekt mit der Thematik Bildung zu vermitteln und vor allem uns bei unseren Partner wie Bingo und Engagement global zu bedanken.
Wir freuen uns auf weitere interessante Beiträge und kulturelle Veranstaltungen.
Infos zu unseren Veranstaltungen finden Sie auch auf unsere Facebook-Seite.